Die Besucher der Veranstaltung 25 Jahre nach Rio hörten von Professor Diefenbacher einen interessanten Vortrag zur Geschichte und zum Stand der Agenda 21. Diefenbacher ermutigte die lokalen Akteure und verdeutlichte ihren Anteil auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Er arbeitete in seinem Vortrag aber auch die Bedeutung der internationalen Konferenzen heraus und zeigte auf, wie wichtig die Kontrolle der dort vereinbarten Ziele ist.
Die Besucher der Veranstaltung „25 Jahre nach Rio“ am 20. Juni hörten von Professor Hans Diefenbacher einen interessanten Vortrag zur Geschichte und zum aktuellen Stand der Agenda 21. Diefenbacher ermutigte die lokalen Akteure und verdeutlichte ihren Anteil auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Er arbeitete in seinem Vortrag aber auch die Bedeutung der internationalen Konferenzen heraus und zeigte auf, wie wichtig die Kontrolle der dort vereinbarten Ziele ist.
Zur Geschichte der Agenda 21 spannte Diefenbacher den Bogen von 1713, dem Jahr als Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus Sachsen den Begriff der Nachhaltigkeit prägte, indem der schrieb, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden solle, wie durch Aufforstung nachwachsen kann, bis zur internationalen Klimaschutzkonferenz in Paris 2015. Diefenbacher beschrieb die internationalen Konferenzen in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts, indem er die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasste. Da war die erste Weltumweltkonferenz der UNO in Stockholm 1972, bei der die Einrichtung eines globalen Erdbeobachtungssystems und ein internationales Umweltmanagement beschlossen wurden. Die Einsetzung der Brundland-Kommission 1983 und deren 1987 fertiggestellter Zukunftsbericht mit der, wie Diefenbacher erklärt, für ihn klügsten Definition von Nachhaltigkeit. Danach sei eine nachhaltige Entwicklung eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.
1992 folgte der Weltgipfel von Rio de Janeiro mit der Deklaration über Umwelt und Entwicklung und der Verabschiedung der Lokalen Agenda 21, dem Aktionsprogramm mit konkreten Handlungsaufträgen für das 21. Jahrhundert. Diefenbacher erwähnte danach nur stichwortartig die Folgekonferenzen in Johannesburg und New York, die Konferenzen zum Schutz des Klimas von Kyoto bis Paris und die Konferenzen zum Artenschutz.
Wichtig an den internationalen Konferenzen sei, dass dort globale Ziele besprochen und vereinbart würden und anschließend auch überprüft werde, ob die in Angriff genommenen Ziele erreicht worden sind. Gut funktioniere das bisher bei den Themen Klima und Artenvielfalt. Diefenbacher erklärte aber auch, warum er beides für wichtig halte, „Globales Denken“ und „Lokales Handeln“. Das Handeln vor Ort sei dann besonders gut begründet, wenn es einen deutlichen Zusammenhang zu den global vereinbarten Zielen gäbe. Die „Politik“ würde seiner Meinung nach dann schneller tätig werden, wenn es viele lokale Akteure und Initiativen gäbe. Als Beispiel für die Bedeutung der lokalen Initiativen nennt er die Firmen und Städte, die nach der Ausstiegserklärung des US-Präsidenten aus dem Klimaschutzabkommen erklärten, dass sie das Abkommen von Paris für wichtig halten und sich weiter für mehr Klimaschutz engagieren wollen.
Weswegen das Handlungsprogramm der Lokalen Agenda noch immer seine Bedeutung hat und abgearbeitet werden müsse erläuterte Professor Diefenbacher anhand des Konzepts der Planetaren Grenzen von Prof. Dr. Johan Rockström, des Direktors des Stockholm Resilience Centre.
Rockström habe mit einem Wissenschaftlerteam, neun Umweltprozesse identifiziert, die die Stabilität und Belastbarkeit des Erdsystems regulieren: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Artensterben, biogeochemische Stoffflüsse (Stickstoff und Phosphor), Versauerung der Ozeane, Süßwassernutzung, Landnutzungsänderungen, Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, atmosphärische Aerosole sowie der Eintrag neuer Stoffe wie Chemikalien, radioaktive Materialien, Nanomaterialien oder Mikroplastik. Von diesen neun gelten mittlerweile vier Grenzen als überschritten, so dass die Prozesse nicht mehr einfach umzukehren sind.
Professor Diefenbacher erläuterte dann, wie er sich eine Intensivierung der Arbeit der Lokale Agenden vorstellt, nämlich indem die lokale Ökonomie gestärkt werde. Dazu gehört nach Meinung Diefenbachers, dass Lebensmittel dort erzeugt werden sollten, wo sie verbraucht werden. Beispielhafte Ansätze dazu sieht er in den Landwirtschaftsgenossenschaften der Solidarischen Landwirtschaft und im urban gardening. Ein zweiter Faktor sei, auch Energie regionaler als bisher zu erzeugen. Viele regionale Energiegenossenschaften und Stadtwerke würden schon heute mit zur Umsetzung dieser Forderung beitragen.
Und zuletzt regte er an, über Regionalwährungen nachzudenken, die neben der Leitwährung bestehen sollten. Den Nutzen sieht er in der Stärkung der der lokalen Wirtschaft. Er macht das deutlich am Beispiel des Sparers, der sein Geld zur Bank bringt, von wo aus es in den weltweiten Geldkreislauf eingebracht wird und für die lokale Wirtschaft verloren sei.
Der Lokalen Agenda 21 Neckarau e.V. bescheinigt er großes Durchhaltevermögen, da man nach erfolgreichem Abschluss der ersten Projekte Anschlussprojekte gefunden und durchgeführt hätte. Das wäre bei vielen anderen Akteuren ein problematischer Zeitpunkt gewesen und nicht immer gelungen. Er riet den Neckarauer Akteuren darüber nachzudenken, ob eine Einbeziehung der direkten Nachbarschaft in das Wirkungsfeld nicht sinnvoll sei.
Sein Fazit zum Ende seiner Rede lautete, dass beides wichtig sei, globales Denken und lokales Handeln. Daneben sei die Vorgabe messbare Ziele von elementarer Bedeutung, mit Hilfe derer man die angestrebten Fortschritte auch überprüfen könne.
Nach dem Vortrag beteiligten sich viele Besucherinnen und Besucher rege an der Diskussion. Bevor die Vorsitzende der lokalen Agenda 21 MA-Neckarau, Gabriele Thirion-Brenneisen sich bei den Referenten, den Besuchern und bei Peter Deffaa als Hausherr der Wilhelm-Wundt-Grundschule bedankte, bat sie die Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala um einige Worte. Kubala ging in ihrem Grußwort auf den Spagat der Kommune und der kommunalen Entscheider bezüglich Nachhaltigkeit ein. Als Einkäufer wäre es für die Stadt in Zeiten des „Geiz ist geil“ nicht leicht, die Waren und Dienstleistungen möglichst preisgünstig, mit geringem Ressourcenverbrauch und unter Einhaltung von fairen Löhnen zu beschaffen. Sie sieht die Stadt aber auf einem guten Weg. Mannheim hat ihrer Meinung nach viel erreicht auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Zukünftig zu bewältigende Aufgaben sieht sie im Energie- und Verkehrssektor und bei den Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Sie beglückwünscht die Lokale Agenda 21 Neckarau zu ihrer Arbeit und bedankte sich im Namen der Stadt für das ehrenamtliche Engagement.